Axel Anklam, Thomas Henninger
Meadow | 2020 | Landau
Die künstlerische Arbeit „Meadow“ für den Neubau der Polizeidienststelle Landau konzentriert sich gestalterisch ganz auf das Thema des Grashalms als ein Naturelements von reiner, abstrakter Form.
Eine dichte Anordnung aus gold-bräunlichen, überdimensionalen Halmen schirmt den Neubau zur Paul-von-Denis-Straße ab und begrenzt ihn damit von der Außenwelt. Die einzelnen Halme sind organisch und locker gesetzt, sie lassen Licht und Wind einfallen, schützen aber vor allen weiteren äußeren Einflüssen. Der Grashalm repräsentiert in seiner Erscheinung wie in seiner Symbolik ein archetypisches Bild von Natur bzw. Gartenkultur – ein überall bekanntes und geschätztes Motiv, welches sich gemäß demokratischer Strukturen aus der Summe einzelner Elemente, den Halmen, zu einem Ganzen, einer Wiese, formt.
Wenn Häuser gebaut werden, werden sie „in Landschaft gesetzt“, in Strukturen wie Wiese, Wald oder Stadtraum.
Das Haus steht dabei in seiner archaischen Bedeutung für einen geschützten Ort, einen Ort der Abgrenzung vom offenem Raum der Landschaft. Durch das Bauen entsteht immer und zwangsläufig eine Grenze zwischen Innen und Außen, zwischen neu Erschaffenem und Dagewesenem. Diese Grenze wird vom Menschen sichtbar gemacht durch Mauern und Zäune.
Im Falle des Neubaus der Polizeidienststelle Landau muss die Begrenzung eine besondere Schutzfunktion erfüllen, da es sich um ein Gebäude mit speziellen Sicherheitsanforderungen handelt. Mit der Arbeit „Meadow“ wird der Aspekt des Zauns als Schutzwall durch die Kunst allerdings neu gedeutet: Gleich einer Wiesenlandschaft schiebt sich der „Natur“-Zaun zwischen Außenwelt und Neubau. Seine edle Materialität, seine gold-bräunliche Oberfläche, die Spiegelungen und Lichtreflektionen zulässt, und seine organisch anmutende Anordnung unterstreicht den Charakter des Harmonischen und verschiebt die Bedeutung des Zaunes in Richtung einer Umfriedung, ohne die Sicherungsfunktion zu vernachlässigen. Die Begrenzung tritt hier nicht abwehrend aggressiv in Erscheinung, sondern als vertrautes Naturelement. Die Funktion des Zaunes wird hier dennoch nicht verschleiert, im Gegenteil, Kunst wirkt hier integrativ und wird so selbst zum Teil eines organischen Gebildes.
Auch formal-abstrakt lässt sich das Kunstwerk lesen: Die einzelnen „Halme“ gleichen einer raumgreifenden Strichzeichnung. Die Kunst führt hier eine lineare Komposition aus. Der Logik des Lesens folgend, kann die Installation auch als eine musikalisch gedachte Abfolge von Setzungen wahrgenommen werden. Es entsteht ein abstraktes Gebilde, welches in seiner räumlichen Geste als ephemere Transparenz von Zeichnung im Raum gelesen werden kann. So changiert der Wettbewerbsentwurf „Meadow“ zwischen strenger Konstruktivität und formbefreier Improvisation.
Technische Beschreibung
Die Installation wird gefertigt aus Stahlrohr, feuerverzinkt und pulverbeschichtet. Die Struktur der Konstruktion wird den Sicherheitsanforderungen des vorgegebenen Sicherheitszaunes entsprechen. Die Durchlassbreiten zwischen den halmartigen Kastenprofilen werden im Original nicht die geforderten 10 cm unterschreiten.
Das Material der Halme wird aus Rechteckrohr 60 x 20 x 2 mm gefertigt und dann auf Grundträger aus U-Baustahl 260 x 65 x 6 mm aufgeschweißt. Um eine größere Festigkeit des gesamten Gefüges zu erreichen werden die, durch Verschränkung der Halme entstehenden, Berührungspunkte miteinander verschweißt. Um die Möglichkeit für einen Tritt zum Übersteigen zu vermeiden, wird es diese Berührungspunkte nur in einer Höhe ab 2 Meter geben. Wo dies nicht möglich ist, werden nach Bedarf 8 mm dicke Rundstähle zwischengeschweißt. Ein Übersteigschutz ist so gewährleistet.
Die detaillierte Feinplanung der Sicherheitsfunktionen der Installation erfolgt nach Beauftragung mit den verantwortlichen Planern. In Teilsegmenten von 1.50 m Länge werden die Zaunelemente aneinandergereiht auf den vorhandenen Betonsockel mit den je vier 120 mm langen, 14 mm dicken Schrauben verankert. Statisch werden diese Parameter alle bei eventueller Auftragsvergabe geprüft und gegebenenfalls angepasst.
Die gesamte Oberfläche wird feuerverzinkt und pulverbeschichtet. Der Farbton Goldocker wird Glimmerelemente enthalten, durch welche die Tonigkeit der Farbe durch das einfallende Licht aus unterschiedlichen Perspektiven variiert. Ein dauerhafter Korrosionsschutz ist somit gegeben.
Text vom Künstlerdou Axel Anklam und Thomas Henninger
verstorben 2022
Paul-von-Denisstraße 5
76829 Landau