Anna Friedel

A Rebours | 2015 | Mainz

Orangefarbene Neonröhren liegen in Kurven über bronzierten Stahlrohren, die im Lichthof der Physikalischen Chemie, über die Lücke zwischen den Ebenen gespannt sind. Glänzend Schwarze Metallverkleidungen verlaufen unterhalb der Geländer über die Kanten der einzelnen Ebenen und über die Seiten der Treppenstufen.

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Die Arbeit von Anna Friedel knüpft auf mehreren Ebenen an das Umfeld an, in welchem sie zu sehen ist. Zunächst einmal architektonisch. Die bronzenen Rohre schlagen eine Brücke über den offenen Schacht des Foyers und sind damit zugleich vermessende Elemente im Raum. Indem eine der beiden sich diagonal zum darunterliegenden Geschoss absenkt, schaffen sie in ihrer Funktion als Gerüst bereits die Grundlage für den dynamischen Verlauf der Neonröhren. Diese scheinen trotz der Starrheit des Materials einfach über die Konstruktion gelegt zu sein. Das Fallen und Steigen der Kurven erinnert unmittelbar an die Treppen und bei längerem Hinsehen scheint die gesamte Arbeit sich in die Auf und Abwärtsbewegung des Treppengehens von Ebene zu Ebene einzumischen, indem sie die Richtung der Diagonalen und die Positionierung von Geraden immer genau gegensätzlich zur bestehenden Architektur aufgreift. Die Installation greift die vor allem vertikal und horizontal gegliederte Architektur an und wird somit zum Akteur im passiven Gebäude. Darüber hinaus betont die Arbeit auch die Nutzung des Gebäudes. So erinnern die Kurven an Diagramme, die vor allem bei der Spektroskopie oder auch der chemischen Thermodynamik entstehen. Reflektionen in der schwarzen Metallverkleidung stellen Bezüge zu optischen Gesetzen her, die in der physikalischen Chemie zur Erstellung von Messreihen und Diagrammen genutzt werden. Einfallswinkel ist gleich Ausfallswinkel: wo spiegeln sich die Neonröhren, wo tauchen sie auf, wenn ich meinen Standpunkt verändere. Und zuletzt, während man die rotglühende Installation umkreist und sich langsam über die Treppen im Raum hinaufschraubt, während man die Arbeit aus den verschiedensten Blickwinkeln betrachten kann - sie wird an keinem Punkt verdeckt – kommt es einem vor, als würde die Arbeit dazu auffordern, das ganze Geflecht von Energie, Beobachten, Steigen und Fallen am eigenen Leib zu spüren und verweist damit auf den Ursprungspunkt: den „Mensch“ im Bezug zur Wissenschaft, die er betreibt.

Anna Friedel

geboren 1980 in München

lebt und arbeitet in Düsseldorf

http://www.annafriedel.com

Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Institut Physikalische Chemie

Duesbergweg 10-14
55128 Mainz