Dorthe Goeden
Wildwuchs und Ordnung | 2017 | Bad Kreuznach
Acht Laserschnitte aus 2 mm Stahlblech, lackiert und rückseitig mit Bolzen zur Befestigung und als Abstandshalter versehen, wurden im neuen Justizzentrum in Bad Kreuznach realisiert.
Die einzelnen Arbeiten verbinden Bruchstücke aus Natur und Architektur, zeichnerisch aufgegriffene Fragmente aus Innen- wie Außenräumen. Elf verschiedene Bruchstücke werden kombiniert, freigestellt, gespiegelt, gereiht und tauchen in unterschiedlichen Kontexten wieder auf. Sie schaffen Bildräume und ermöglichen Assoziationen, die sowohl im privaten wie auch im öffentlichen Raum zu finden sind. Sie fügen sich in ein System ein, das vielleicht auf den ersten Blick als chaotisch erscheinen mag, dem aber eine Ordnung zu Grunde liegt, wobei Dynamik und kein starres Raster entsteht. Formal und/oder durch gedankliche Ergänzung wird dabei ein Gleichgewicht angestrebt.
Dem Anlass, der die Menschen in diesem Gebäude zusammenführt, geht eine Kombination oder Verkettung von Ereignissen voraus. Sachverhalte müssen hier auf einzelne Gegebenheiten heruntergebrochen werden, fügen sich auf der andern Seite zu komplexen Feldern zusammen. In der gestalterischen Arbeit, dem zeichnerischen Extrahieren der Bruchstücke aus ihren Zusammenhängen und dem anschließenden Kombinieren und somit Einfügen in einen neuen Kontext, greift der Entwurf diese Gedanken auf.
Die Ausgestaltung beschränkt sich auf die Flurbereiche, in denen sich, bildlich gesprochen, die meisten individuellen Erlebnisse und Erfahrungen kreuzen. Die Interventionen beziehen sich hier auf markante Orte wie die Lichträume, aber auch auf andere, eingeschossige Flurbereiche. In diesen Bereichen, die von allen Personen betreten werden können oder könnten, werden der Architektur mit den Arbeiten Assoziationsräume hinzugefügt. Sie wird ergänzt, aber nicht verändert. Es wird ein Kontrast geschaffen, und das Gebäude, das anhand klarer geometrischer Formen konzipiert ist, wird mit nicht geometrisch umrissenen Formen und Strukturen, die sich weiter ausbreiten könnten und doch auf ihre Art geordnet sind, erweitert.
Die Arbeiten wurden in Schwarz/Weiß umgesetzt. Zum einen liefert diese Farbigkeit größtmögliche Offenheit. Zum anderen unterstreicht es den Gedanken, dass die Optionen, die das Leben bietet, nie ausschließlich Schwarz oder Weiß sind, sondern in den vielen Facetten dazwischen zu finden sind. Der Schatten, der als flüchtige und sich ständig verändernde Ebene hinzukommt, verstärkt diesen Gedanken.
Text von Künstlerin Dorthe Goeden
geboren 1975 in Adenau
lebt und arbeitet in Münster und Düsseldorf
John-F.-Kennedy-Straße 17
55543 Bad Kreuznach