Inge Blum
Diskussion | 1964 | Mainz
Den Auftrag zur künstlerischen Gestaltung des seinerzeit vielbeachteten Neubaus der Zentralbibliothek, der 1964 offiziell eingeweiht wurde, erhielt die Bildhauerin Inge Blum (1924-2011).
Als eine der ersten Absolventinnen der Landeskunstschule Mainz nach dem Krieg und später im Atelier des Bildhauers Ossip Zadkine an der Académie de la Grande Chaumière in Paris tätig, schuf sie mit ihrem markanten Betonrelief „Diskussion“ ihr prominentestes Werk im öffentlichen Raum. Es ist im Lichthof der Zentralbibliothek platziert. Über eine Breite von etwa 10 m verbindet es die beiden Lesesäle und tritt durch dessen hohe Fenster auch im Innern permanent in Erscheinung. Noch heute zählt es nicht nur zu frühesten, sondern gleichzeitig größten baubezogenen Kunstwerken auf dem Campus der JGU.
Schon die Materialwahl: Graubeton, ungeglättet und seine ebenso rohe, silhouettenhafte Figuration nach oben ansteigend profiliert, macht deutlich, dass sie der nüchternen, „brutalistischen“ Architektursprache von Heinz Laubach/Günter Müller entspricht, ohne sich dieser unterzuordnen. Der Vergleich zum stilistisch verwandten und nur wenige Jahre trennenden Relief von Robert Seyfried im benachbarten alten ReWi zeigt spürbare Unterschiede auf. Blums Figuration wirkt voluminöser und gröber, gleichzeitig aber auch in ihren Konturen rhythmischer, fließender und ihre Motivik bleibt ambivalenter. Selbst den Verlauf von Licht und Schatten, der an der sonnenzugewandten Seite auf das Relief einwirkt, scheint die Künstlerin in ihrer Konzeption mitberücksichtigt zu haben. Ist es Zufall, dass Inge Blum vor dem Institutsgebäude für Biochemie und Genetik eine kleine bronzene Sonnenuhr aufgestellt hat?
Text von Justus Jonas
geboren 1924 in Ludwigshafen
gestorben 2011
Zentralbibliothek, Innenhof (1-111)
Jakob-Welder Weg 6
55128 Mainz