Entscheidung
Mainz | Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Anlass und Ziel:
Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist ein international anerkannter Wissenschaftsstandort.
Sie umfasst mehr als 60 Kliniken, Institute und Abteilungen, die fächerübergreifend zusammenarbeiten und jährlich rund 340.000 Menschen stationär und ambulant versorgen.
Das gesamte Klinikgelände steht unter einem hohen Erweiterungs- und Modernisierungsdruck. Es sind erhebliche Veränderungen der Bestandsstruktur zu erwarten.
Die künstlerische Ausgestaltung soll eine Annäherung an diesen Ort und seine städtebauliche und architektonische Substanz mittels Film oder zeitbasiertem Medium sein. Sie kann die Geschichte und Veränderungen der Gebäude thematisieren und das ästhetische Potential und die Brüche aufspüren, aber auch die Menschen und ihre Prozesse in diesem riesigen Gelände in den Mittelpunkt stellen.
Verfahren:
Auslober ist die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Langenbeckstraße 1, 55131 Mainz, vertreten durch den Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung, Niederlassung Bauleitung Universitätsmedizin Mainz (LBB-Niederlassung Mainz), Langenbeckstraße 1, 55131 Mainz.
Es wurden 7 Künstlerinnen und Künstler zur Teilnahme am Wettbewerb eingeladen.
Eingeladene Künstlerinnen und Künstler:
Tobias Becker
Laura Gaiser
Eric Lanz
Esther Miron, Jonas-Danilo Fehr, Torben Schäfer
Sinah Rosenzweig
Sandra Schäfer
Silke Schönfeld
Entscheidung Preisgericht:
Das Preisgericht tagte am 02.06.2025 in der LBB-Bauleitung Universitätsmedizin in Mainz.
Nach intensiver Diskussion beschließt die Jury drei Platzierungen und einen Sonderpreis.
Der 1. Preis ging an Eric Lanz für den Entwurf fließend
Begründung der Jury:
Die Arbeit „fließend- Ein metaphorischer Organismus" nähert sich dem Ort mit hoher Abstraktion. Das Thema „Transformation" wird auf eine ästhetisch sehr ansprechende Art in verschiedenen Szenenbildern gefasst. Im Klinikkontext gebräuchliche Stoffe, Materialien und Flüssigkeiten werden in einem gestalteten Kontext einem Veränderungsprozess unterworfen. Dieser läuft rückwärts ab, d.h., die Ursprungsstoffe zeigen sich am Ende der Szene unbeschadet. Das versinnbildlicht die Heilung. Das stille Geschehen in den einzelnen Szenen fasziniert auf beruhigende Art und Weise. Ob man der Transformation konzentriert folgt, oder sich entspannt überlässt, sie entfaltet stets aufs Neue eine Anziehungskraft. Die angebotenen Assoziationsebenen und die ausgefeilte Ästhetik stärken einander auch in der Wiederholung. Es bieten sich viele differenzierte Präsentationsmöglichkeiten.
Der 2. Preis ging an Laura Gaiser für den Entwurf Zwischen Flügel und Fassade
Begründung der Jury:
Die Arbeit „Zwischen Flügel und Fassade" reagiert mit skurril verkleideten Vogelmenschen auf den Ort. Diese Figuren agieren - ohne Ton- wie die Menschen zwischen den Gebäuden: Sie nehmen im Gespräch Anteil, warten, gehen ohne Kontakt durch die Flure, begegnen sich als Fremde usw. Die Verfremdung durch die Kostümierung hebt das alltägliche Geschehen auf eine besondere (Theater)Bühne. Die Gebäude des Klinikums dienen hier als Kulisse. Der Aufenthalt im Klinikum, der für Patienten oder Ärzte oder Klinikpersonal durchaus schwierig oder leidbehaftet sein kann, erfährt eine Distanzierung, die sich wohltuend und heiter auswirkt. Die atmosphärische Ausstrahlung macht das Filmwerk für viele Präsentationen geeignet. Der Wechsel von Farbigkeit und Kameratechnik wird kritisch angemerkt.
Der 3. Preis ging an Esther Miron, Torben Schäfer, Jonas-Danilo Fehr für den Entwurf Tertiär
Begründung der Jury:
Die Arbeit mit dem Titel „Tertiär" widmet sich der räumlich und hierarchisch unteren Ebene des Klinikgeschehens auf künstlerisch dokumentarische Weise. In überlegten Sequenzen werden die Versorgungsbereiche des Klinikums gezeigt, den dort arbeitenden Menschen wird eine Stimme und eine respektvolle Wertschätzung gegeben. Bereits der Filmausschnitt regt zur Diskussion an und weitet den Horizont. Damit ist das Werk jedoch auch in der Rezeption gebunden und lässt sich nicht beliebig wiederholen.
Ein Sonderpreis ging an Sandra Schäfer für den Entwurf Der Gefährte.
Begründung der Jury:
Die Arbeit „Der Gefährte" inszeniert den Ort mit seiner Geschichte und Funktion, indem sie sich auf einen Ausschnitt beschränkt und diesen mit einer subtil erzählten Geschichte erfahrbar macht. Die Figur der Gottheit des Abschieds und der Verschwiegenheit nimmt den Betrachter „an der Hand" und führt ihn in das Geschehen des betreuten Sterbens auf einer Palliativstation. Dieses Geschehen ist von Personen begleitet, von Anteilnahme, aber auch von Technik und Arbeit. All dies wird gezeigt aber nicht illustrativ, sondern mit künstlerischen Mitteln. Die Gottheit stellt den Zusammenhang zur zeitlosen menschlichen Erzählung, mit der der Mensch schon immer versucht hat, sein Verhältnis zu Tod und Sterben fassbar zu machen. Das Preisgericht würdigt den Ansatz ausdrücklich. Allerdings sieht es das Feld der Palliativmedizin nicht als repräsentativ für das Klinikum.
150.000,00 € (brutto) inkl. Material und Honorar
Nichtoffener Wettbewerb
© Eric Lanz

© Wartezimmer L. Gaiser

© E. Miron, J Fehr, T. Schäfer

© Sandra Schäfer
