Es entwirft die Setzung von zwei gegensätzlichen Formen, die sich im Verlauf ihrer Präsentation im gesamten Gebäude dialogisch verändern und einander beeinflussen. Dies entspricht im Prinzip dem klassischen Kompositionsprinzip in der Musik, nämlich der Exposition von zwei Themen, die sich im Verlauf, also der Durchführung einer Sinfonie verändern und später in der Reprise in veränderter Form wieder erscheinen.
In meiner künstlerischen Arbeit für das Polizeipräsidium ist das Thema 1 die sandgestrahlte quadratische Fläche auf Glas. Das Thema 2 ist die mit Siebdruck auf Glas aufgebrachte langrechteckige rote Fläche.
Die beiden Themen werden am Anfang (im Entree = Sicherheitsschleuse) des Polizeipräsidiums vorgestellt (Exposition), im Verlauf (der Wanderung) durch das Gebäude miteinander kombiniert und kontrastiert (Durchführung), bis sie sich an der Stirnwand des Besprechungsraumes als gelichwertige Rechteckform begegnen und symbiotisch überlagern (Reprise).
Die verschiedenen Glaselemente, die alle den Untertitel „Bearbeitung der Formen“ tragen, wurden in folgenden Bereichen montiert: Sicherheitsschleuse, Eingangshalle, Foyer, Gänge, Wartebereich im OG, Behördenleiterzimmer, Sitzungsraum im OG. Das Ergebnis sind an den Wänden mit Abstand montierte Glasflächen, die zum Teil den Durchblick auf die Wand freilassen, sodass die Wand bzw. der vorhandene Raum auch über die Spiegelung im Glas Bestandteil des Werkes werden. Trotz ihrer strengen Setzung, die eine Formensprache der Konkrete Kunst nutzt, behalten die Glasscheiben etwas Leichtes und Tanzendes. Das Rot, das im Zusammenhang mit der Polizei primär als Signalfarbe gesehen wird, erhält einen intensiven Farbeigenwert. Die Tatsache, dass sich jedes Element unterscheidet, aber Teil eines Ganzen ist und in der Frage der Größe und Materialität kein Gebäudebereich privilegiert behandelt wird, verdeutlicht einen tief demokratischen auf Gleichberechtigung ausgerichteten Ansatz, der der Polizei entspricht.

Text von Christoph Dahlhausen, Jan 2022