Otto Buhr
ohne Titel | 1998 | Mainz
Die dunkelgrünen Marmorwände sind farb- und raumdominierend.
Harmonisch abgestimmt auf den helleren Steinfußboden im gleichen Quadratformat, sind sie bereits durch ihr starkes Farbspiel co ipso wandgestaltendes Element. Sich gegenüberliegend, definieren sie den architektonischen Raum. Der Künstler schlägt deshalb einen Eingriff in das vorgegebene architektonische Raster-System vor: Die kostbare Marmorhaut wird aufgerissen und die Riss-Stellen werden mit Blattgold als kontrastierendem Material tieferliegend ausgelegt. Diese Goldformen korrespondieren miteinander. Zwischen beiden, der aufsteigenden vertikalen Form der linken und schräg horizontalen rechten Wand entsteht eine wechselseitige Bedingtheit, die den Raum in Spannung hält. Übereinander gelegt ergäben beide Formen zusammen ein imaginäres Kreuz. Die so gestalteten Wände antworten aufeinander und bilden ein räumliches Kontinuum. Die Goldformen sprengen die Ruhe der Quadratur wie Blitze und erzeugen so Spannung und Dynamik im Eingangsbereich, gesteigert dadurch, weil sie als Kraftströme in diametraler Richtung verlaufen. Die an der rechten Wand befindliche Blattgoldintarsie durchdringt die Fensterfront bis in den Innenhof hinein und markiert – von den gegenüberliegenden Fenstern aus gesehen – den Foyerbereich als zentrale Stelle des Hauses.
Gedanken des Künstlers zu seiner Arbeit
geboren 1928 in Wollendorf
gestorben 2003 in Neuwied
Kaiser-Friedrich-Straße 5
55116 Mainz