Thorsten Goldberg
I can see the whole room! | 2025 | Mainz
© Thorsten Goldberg, VG-Bild-Kunst, Bonn

Wie eine klassische Werbeleuchtschrift steht der Satz: I can see the whole room! … and there´s nobody in it! freigestellt als oberer Abschluss auf der Dachkante des Gebäudes – der erste Teil über der Nordwest Fassade und der zweite Teil des Satzes über der Südwestseite.
Der Satz zitiert das Bild eines Mannes, der durch ein rundes Loch aus einer schwarzen Leinwand herausschaut von 1961 von Roy Lichtenstein. In einer Sprechblase darüber steht der Satz, den der Mann zu jemandem sagt. Roy Lichtenstein hat das Bild wiederum aus einem Steve Roper Cartoon von William Overgard von 1961 übernommen, in dem dem Satz noch ein „Trooper! …“ als angesprochene Person vorangestellt war. Wie andere Arbeiten Lichtensteins thematisiert es das Sehen, Lesen und Erkennen durch einen technischen Apparat und dessen Ungewissheit.
Hier steht die Textbotschaft als leuchtende Überschrift zu dem geschlossenen Gebäudekörper des Rechenzentrums. Der Satz geht eine Verbindung mit der Architektur ein und scheint diese zu befragen.
Aber bezieht sich „ich kann den ganzen Raum / Ort sehen!“ nur auf das Gebäude oder auch auf die nähere Umgebung, die Kreuzung oder die Landschaft … und wer könnte von welchem Standpunkt aus, so eine Aussage machen?
„room“ bedeutet: Platz, Raum, Zimmer, Ort, Spielraum, und neben einem umbauten Raum, spricht man auch von „room for improvement“, „room to move“ oder „room for hope“ oder „s. o. left no room for doubt“. Das alles scheint irgend jemand überblicken zu können, kann aber niemanden sehen oder erkennen und kommt zu dem Schluss, dass dieser Ort leer ist.
Der Text besteht aus LED Vollrelief-Buchstaben, die sich tagsüber im Farbton der Fassade dunkel gegen den Himmel abzeichnen und ab Dämmerung warmweiß von innen heraus leuchten.
Schrifttypus ist eine klassische nichtproportionale Schrift, die Courier. Courier ist eine Schriftart für Schreibmaschinen und Computer. Sie wurde 1956 von Howard Kettler entworfen und später von Adrian Frutiger für die elektrischen Schreibmaschinen für IBM weiterentwickelt. Wie bei Schreibmaschinen üblich, ist sie eine nichtproportionale Schriftart, das heißt, alle Buchstaben sind gleich breit. Sie gilt als archetypisches Beispiel für Monospaced-Schriften.
Courier wird in den meisten Texteditoren verwendet, da beispielsweise ein Programmierer den zu bearbeitenden Quelltext so in den Buchstabenspalten genau ausrichten kann. Ebenso wird sie allgemein als Standard-Schriftart für Nur-Text-E-Mails verwendet. Sie ist lizenzfrei und auf allen Ausgabegeräten vorhanden. Der Name Courier beschreibt laut Kettler, dass eine Schrift ein Bote (Messenger) oder ein Courier (Kurier) sein kann.
Text von Thorsten Goldberg
Rechenzentrum des Zentrum für Datenverarbeitung
Ackermannweg 17
55128 Mainz